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„ß“, „ss“ oder „s“?

Jetzt höre ich Sie sagen: „Deutsche Rechtschreibung? Bloß nicht!“ Keine Angst, ich möchte Sie nicht mit dem kompletten grammatischen Regelwerk langweilen. Die Regeln können Sie ohnehin überall nachlesen. Aber ich möchte auf einige Fallstricke hinweisen, die mir immer wieder auffallen, weil auch versierte Schreiber:innen ab und an darin hängen bleiben.

Im Zusammenhang mit der Schreibung „ß“, „ss“ oder „s“ fällt mir zuallererst die korrekte Verwendung von „dass“ und „das“ ein. Die Schreibweise „daß“ ist veraltet und wird nicht mehr verwendet. Mir scheint, dass die Verwechslungsgefahr seit der letzten Reform der deutschen Rechtschreibung deutlich zugenommen hat, zumal die Aussprache hier keine Hilfestellung bietet. Also schauen wir uns das mal etwas genauer an:

„Dass“ ist ein Bindewort, das einen untergeordneten Nebensatz einleitet (lat. Subjunktion, für alle, die es genauer wissen wollen).  Dieser Nebensatz kann auch am Satzanfang stehen. Aber haben Sie’s bemerkt? Ich habe auch gleich das Wörtchen „das“ verwendet: Es bezieht sich auf „ein Bindewort“ und steht im Nebensatz „für“ dieses (Pro-nomen).

Dazu noch ein Beispiel: „Ich empfehle dir, dass du das Buch liest.“ Der Nebensatz „… , dass du das Buch liest“ endet mit dem Verb. Und genau daran erkennen Sie, dass es sich um einen untergeordneten Nebensatz handelt, der mit einem Bindewort eingeleitet wird! „Das“ in „das Buch“ dagegen ist der bestimmte Artikel (derer gibt es bekanntlich drei: der/die/das). Der Artikel definiert den Gegenstand (das Buch hier und nicht das andere).

Achtung: Möglich wäre bei diesem Beispiel auch eine Konstruktion ohne „dass“ und mit der Grundform des Verbs: „Ich empfehle dir(,) das Buch zu lesen.“

Nochmal zusammengefasst:

„dass“

  • leitet als Bindewort immer einen Nebensatz mit Verb ein.
  • Das Verb wird konjugiert und steht immer zum Schluss.
  • Vor „dass“ steht immer ein Komma.

„das“

  • ist ein bestimmter Artikel (= beschreibt einen Gegenstand näher) oder ein Pronomen (steht anstelle eines Gegenstands).

Als Pronomen lässt sich auch durch „welches“ ersetzen. („Das Buch, das ich dir empfehle.“ Oder „Das Buch, welches ich dir empfehle.“)

Unlogisch?

Andere Auswirkungen der letzten Rechtschreibreform auf die Schreibweise „ß“, „ss“ oder „s“ erscheinen auf den ersten Blick relativ willkürlich. Insbesondere die Änderung der auslautenden Schreibung von „ß“ in „ss“ hat zu viel Verwirrung geführt. Zugrunde liegen aber Faktoren wie z. B. die kleinste Worteinheit oder die Länge des vorangehenden Vokals:

Nach kurzem Vokal:

  • Nuss (von Nüsse)
  • Kuss (von Küsse)
  • Muss (von müssen)

Nach langem Vokal:

  • Kloß (von Klöße)
  • Fuß (von Füße) und
  • Gruß (von Grüße) – und nicht „Grüsse“, wie häufig zu lesen ist.

Nicht zu vergessen: Stimmhaftes „s“ oder stimmloses „ß“ können unterschiedliche Bedeutungen tragen:

  • Reisen/reißen
  • Muse/Muße
  • Busse/Buße usw.

Übrigens: Ein Rechtschreibprogramm kann helfen, aber Vorsicht! Weder einem Navi im Auto, noch einem elektronischen Rechtschreibhelfer sollte man blind vertrauen. Den Sinnzusammenhang eines Textes zu erkennen, ist nicht immer einfach. Besser noch mal selbst anhand des Dudens prüfen oder prüfen lassen!

Jutta Schüler
Autorin / Author